„DIE EINHEIT DES SEINS – ALLES IST MITEINANDER VERBUNDEN
„DIE EINHEIT DES SEINS – ALLES IST MITEINANDER VERBUNDEN
Der erste Begriff ist ein mystischer Terminus aus der Esoterik, während der andere ein Satz ist, der im Rahmen der dialektischen Methode formuliert wurde. Er hat seinen Platz im Marxismus (F. Engels) gefunden, der „die Einheit der Gegensätze“ betont.
Im Grunde genommen handelt es sich um eine recht „banale“ Formulierung. Mit anderen Worten, sie ist sowohl wahr als auch gleichzeitig eine Aussage, die entstellt und ihres Inhalts beraubt werden kann.
Das ist ein wichtiges Thema, dem ich mich in Zukunft näher widmen möchte, aber im Moment möchte ich mich mit einigen kurzen Bemerkungen begnügen.
Oft treffe ich Menschen, die eine allgemeine Wahrheit aufgreifen, sie wie ein Papagei wiederholen und dabei mit dem Finger wedeln. Einer von ihnen war eine Person, die Vorträge über „gewaltfreie Kommunikation“ hielt. Einige andere begegne ich in den sozialen Medien.
Soweit ich sehen kann, teilen diejenigen, die diese allgemeine Wahrheit lautstark verkünden, häufig gemeinsame Merkmale: Sie verfügen nicht wirklich über spezifische Kompetenzen oder Spezialisierungen und glauben, dass sie alles mit einer „Wunderformel“ erklären können.
Sie klammern sich an den Zweig, den sie gefunden haben, und erwecken den Eindruck, als hätten sie die Autorität mit einem Karikaturbild „überwunden“.
Da ich diese Menschen recht gut kenne, weiß ich sehr gut, wie sie ticken: Erstens sind sie nicht wirklich ’sesshaft‘, das heißt, sie haben eine ‚Meinung‘ gehört, gemocht und möchten sie weiterverkaufen. Sie sind sehr weit entfernt von der Erfahrung der Einheit, über die sie so viel sprechen. Das wird am besten deutlich, wenn man genauer nachfragt. Diejenigen, die behaupten ‚wir sind alle eins‘, werden plötzlich aggressiv…
Sie vergessen dabei: Die Basis, die sie auswendig wiederholen, ist so grundlegend, dass sie im täglichen Leben eigentlich keine direkte Bedeutung hat. Auch die Wahrheit, von der sie sprechen, hebt die Existenz von Gegensätzen, Polaritäten, Dualitäten und Multiplizitäten nicht auf. Diese Aussage drückt eine zugrunde liegende Wahrheit aus und ändert nichts an der Tatsache, dass die materielle Existenz und die Natur auf Polaritäten beruhen.
In dieser Hinsicht finden wir in vielen Schulen, wie Lao Tse, dem Sufismus („La mevcuda illa hû“: es gibt nichts ausser ihn), dem Buddhismus, der vedischen Schule, dem Alawitentum usw., immer wieder dasselbe. Die Existenz reduziert sich letztlich auf eine Singularität, und von dort auf die Dualität, Trinität und von dort auf das, was Lao Tse als „tausend und eine Art“ bezeichnet, nämlich das Leben. Die primäre Quelle ist geheimnisvoll und kann subjektiv erfahren werden. Es gibt auch einige wissenschaftliche Modelle zu diesem Thema.
Tatsächlich ist die Aussage, dass die Singularität subjektiv erfahren werden kann, paradox. Denn per Definition drückt die Singularität einen Zustand aus, in dem es keinen Subjekt-Objekt-Dualismus gibt. Mit anderen Worten: Es ist ziemlich problematisch, in einer Umgebung, in der es kein Subjekt gibt, von subjektiver Erfahrung zu sprechen. Wenn wir jedoch etwas in der Sprache ausdrücken wollen, sind wir gezwungen, einen anthropozentrischen Ausdruck zu verwenden. Deshalb haben diejenigen, die solche Erfahrungen ausdrücken wollen, immer Probleme gehabt. Deshalb gibt es den Begriff „Neti!“, der in die Yoga-Literatur eingegangen ist. Es bedeutet: „Nicht das!“. Es heißt, dass Menschen, die nach ihren transzendentalen Erfahrungen gefragt werden, sagen müssen: „Nicht dies und auch nicht das!“
In der Tat sehen wir, dass selbst die Schulen, die als dualistische Schulen bekannt sind, immer die Singularität einer Hauptquelle betonen. Mit anderen Worten, wenn man genau hinschaut, wird man feststellen, dass sie den Dualismus in einem realen Sinne auf einer Singularität aufbauen, die im Hintergrund steht.
Kurz gesagt, zu sagen „alles ist miteinander verbunden!“ ist so banal wie zu sagen „Wasser ist flüssig“. Die Hauptsache ist, dieses tiefste Verständnis der Einheit zu verinnerlichen, ohne es in einen simplen Slogan zu verwandeln, und dabei Einfühlungsvermögen und Tugendhaftigkeit zu bewahren. Manchmal erfordert diese Tugend, streng zu sein und das Böse zu bestrafen.
Ja, wenn wir über Böse sprechen, können einige dieser Menschen mit einem Slogan wie „es gibt keine Güte und keine Boshaftigkeit“ aufwarten. Wenn man jedoch ein wenig nachforscht, stellt man fest, dass sie zwar andere Worte verwenden, aber dennoch ähnliche Ausdrücke für diese Begriffe haben, inhaltlich etwas ähnliches meinen und dass sie nur Wortspiele betreiben. Wie auch immer, es ist nicht anders möglich. Denn das menschliche Leben ist eine soziale Existenz, und eine soziale Existenz ist ohne ethische Begrifflichkeiten nicht möglich. Das Hauptproblem ist, dass sie oberflächlich und nicht aufrichtig sind. Sie verbreiten tatsächlich Gift, indem sie die Bosheit mit ihrer verlogenen Haltung relativieren.
Sage diesen Leuten: „Komm schon, da wir alle eins sind, öffne mir dein Haus, dein Auto, dein Bankkonto!“ und sieh, was sie tun werden…
Ich lache über diejenigen, die vom Leben reden, aber tote Geburten anbeten, die von Wissenschaft reden, aber keine Ahnung von wissenschaftlicher Methodik haben, die von Verdienst reden, aber betrügen, und die eine tiefe Pose der „Transzendenz“ einnehmen, aber in Wirklichkeit ein schäbiges Leben auswendig leben.
Es sieht also so aus, als müssten wir mit diesen oberflächlichen Menschen, die den Verstand verkrüppeln, noch viel zu tun haben.
Und als weiterführendes Thema plane ich mich auch einmal mit der Aussage von Rumi zu befassen: „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ Tatsächlich, was meint er denn damit?“